24.04.2015

Protestaktion – Mieter und Nachbarn der Deutschen Annington begrüßen ihre Aktionäre

Anlässlich der Jahreshauptversammlung der Deutschen Annington / Vonovia veranstalteten das Mieterforum Ruhr und das Bündnis bezahlbarer Wohnraum Düsseldorf vor Ort am heutigen Morgen eine Protestkundgebung vor dem Van der Valk Airporthotel in Düsseldorf.

Ein Auszug aus der Pressemitteilung von Knut Unger (Mieterforum Ruhr) vom 29.04.2015:

Mieterforum Ruhr fordert Maßnahmen zur Absicherung von Mietern und Wohnungen gegen die Risiken der börsennotierten Wohnungskonzerne

Offiziell feiert die Deutsche Annington die Übernahme der GAGFAH als Riesenchance für eine noch effizientere Wohnungsbewirtschaftung, den günstigen Einkauf von Dienstleistungen und für noch bessere Zugänge zu den internationalen Kapitalmärkten. In Wirklichkeit aber gibt es bei der Zusammenführung der beiden Wohnungsriesen auch jede Menge Probleme und Risiken. Die im Mieterforum Ruhr zusammengeschlossenen Mietervereine Bochum, Dortmund, Essen und die Mietergemeinschaft Essen befürchten, dass die möglichen Folgekosten einmal mehr auf MiieterInnen und die öffentliche Hand abgewälzt werden. Aus Anlass der Aktionärsversammlung der Deutschen Annington … fordern sie von der konzernspitze deshalb eine Sicherungsstrategie. Aber auch die staatliche Politik müsse auf die derzeitigen Konzentrationsprozesse in der deutschen Wohnungswirtschaft vorausschauend reagieren. Man dürfe sich nicht von dem rhetorischen Feuerwerk der Konzernspitzen, die auf der derzeitigen Niedrigzinswelle reiten, blenden lassen. …

Hier die Pressenmitteilung:

Aktionärsversammlung der Deutschen Annington am 30.4.2015 in Düsseldorf
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DIE MIETER SIND NICHT DIE MELKKÜHE DER VONOVIA!
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Mieter und Nachbarn der Deutschen Annington erinnern die Wohnungs Aktionäre an offene Rechnungen. Kritische Mieteraktionäre wollen Vorstandchef Buch beim Wort nehmen.

Am 30.April 2015 findet in Düsseldorf die diesjährige Hauptversammlung der Deutschen Annington S.E. statt, des schon jetzt größten Wohnungsunternehmens in Deutschland. Durch die Übernahme des Branchendritten GAGFAH wird der Vermietungskonzern in diesem Jahr auf 350.000 Wohnungen anwachsen. Die durch jahrelange schlechte Mietererfahrungen und negative Schlagzeilen stark belasteten Firmennamen „Deutsche Annington“ und „Gagfah“ werden durch die Neuschöpfung „Vonovia“ ersetzt. Mit einer Million MieterInnen, einem Wert von ca. 21 Mrd. € und jeder Menge gut vernetzter Aufsichtsratsmitglieder will die Vonovia nicht nur wohnungswirtschaftlich die Muskeln spielen lassen. Sie will als „ein von allen Partnern gefragter Gestalter der deutschen Wohnungswirtschaft“ (Geschäftsbericht) auch politisch an Einfluss gewinnen. Sie macht Mietern, Nachbarn und Kommunen deshalb große Versprechungen. Die Mieterorganisationen im Ruhrgebiet sind sehr skeptisch, ob diese Versprechungen gehalten werden.

Die Versprechungen
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Glaubt man den Reden des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Annington, Dr. Rolf Buch, gehören unerreichbare Hausverwaltungen und Schimmelbuden nunmehr ebenso der Vergangenheit wie riskante Kreditgeschäfte. Im Geschäftsbericht 2014 heißt es, die Annington habe eine „steile Lernkurve“ hinter sich. Das ursprünglich von dem britischen Steuerflüchtling Guy Hands (TerraFirma) für die Privatisierung deutscher Bahnwohnungen gegründete Firmenwirrwarr werde nunmehr auf einen „Erfolgskurs“ gebracht, bei dem es „nur Gewinner“ gebe: Mieter, Aktionäre, Mitarbeiter und die Gesellschaft. Dieses „System mit vier Siegern“ basiere auf dem Anspruch „allen Menschen in Deutschland ein verlässliches und bezahlbares Zuhause“ zu bieten.

Die Probleme von Mieterinnen und Mietern
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Fakt ist aber:

–    Im Immobilienbestand der Annington und Gagfah gibt es viele Wohnungen, die seit Jahrzehnten nicht saniert wurden. Nachdem in der Mitte des letzten Jahnzehnts internationale Finanzinvestoren die ehemals öffentlichen oder werksverbundenen Wohnungen übernehmen konnten, wurden die Ausgaben für die Instandhaltungen gesenkt, besonders bei der GAGFAH. Aber auch bei der Deutschen Annington ist allein in den Jahren seit 2006 ein rechnerischer Instandhaltungsstau von (nach Schätzungen des Mieterforums Ruhr) über 200 Mio. € entstanden. Die Folgen: Weitverbreitete Schimmelschäden, vergammelte Hausflure, triste Außenanstriche. Trotzdem gab es Mieterhöhungen.

–    In den vergangenen drei Jahren hat die Deutsche Annington Ihre Investitionen in den Wohnungsbestand erhöht. Dies war überfällig und ist grundsätzlich zu begrüßen. Das Unternehmen fokussiert jedoch auf Modernisierungsmaßnahmen, die es ermöglichen,  Mieter über direkte und deutliche Mieterhöhungen zur Kasse zu beten. Denn die Ersparnisse bei den Heizkosten liegen selbst nach Berechnungen der Deutschen Annington häufig nur bei maximal 20 bis 25 % der angekündigten Mieterhöhungsbeträge.  Die Rendite der Annington liegt bei Modernisierungen weiter über den Zinsen anderer Kapitalanlagen. Und das wird zu einem erheblichen Teil auch noch aus Mitteln der KfW öffentlich gefördert, die keine Mietpreisbindungen mit sich bringen.

–    Im Bestand (z.B. Aachen Preuswald), aber auch durch GAGFAH-Zukäufe aus 2014 (z.B. Dortmund Westerfilde)  gibt es große vernachlässigte Wohnanlagen, die langfriste Entwicklungskonzepte mit umfangreichen Bestandsinvestitionen für eine sozialverträgliche Weiterentwicklung benötigen. Vonovia trägt dort die zentrale Verantwortung für die Entwicklung ganzer Stadtteile.

–    Ob „Objektbetreuer“, „Baumwartung“ oder „Energiemanagement“: In den letzten Jahren hat die Annington immer wieder neue Betriebskostenarten eingeführt, die von den MieterInnen bezahlt werden sollen. Inzwischen ist es erklärtes Ziel der Deutschen Annington, mittels  Durchführung von Dienstleistungen durch eigene Töchter die Kontrolle über die „Wertschöpfungskette“ auszuweiten und zusätzliche Erträge zu erwirtschaften. Zu diesem Zwecke wurden u.a. Objektbetreuungsgesellschaften mit eigenem Personal gegründet. Ein Teil der durch diese Gesellschaften erbrachten Leistungen wird auf die Mieter umgelegt. Offenbar mit wirtschaftlichem Erfolg für die Deutsche Annington. Im Jahr 2014 überstiegen die Erlöse aus den Betriebskosten mit 349,1 Mio. € erstmals die entsprechenden Aufwendungen in Höhe von 344,4 Mio. €.

Begrüßungsaktion & kritische Mieteraktionäre am 30.04.2015
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In einer Begrüßungsaktion am Donnerstagmorgen vor dem Tagungshotel in Düsseldorf werden das Mieterforum Ruhr und der Arbeitskreis Große Wohnungsunternehmen des Deutschen Mieterbundes NRW die Aktionäre an solche unangenehme Fakten erinnern. Sie werden fordern, dass den hehren Worten nun Taten folgen müssen. Zum Beispiel durch Modernisierungsumlagen, die nicht höher sind als die Heizkostenersparnisse. Oder durch den Verzicht auf Gewinne aus den Betriebskostenabrechnungen.

Anschließend werden kritische Mieteraktionäre aktiv an der Hauptversammlung teilnehmen. Statt hohe Dividenden werden sie schimmelfreie Wohnungen ohne Aufpreis fordern. Statt der Auflage immer neuer privater Anleihen für die Finanzierung des Wachstumswahns erwarten sie, dass der Wohnungsriese soziale Fördermittel für die Sanierung abruft und dafür auch langfristige Sozialbindungen eingeht. Anstatt „Objektbetreuer“ untertariflich und auf Mieterkosten zu bezahlen, verlangen sie, dass „Vonovia“ auch ohne Betriebskostentricks die Leistungen erbringt, für  die Mieter bereits Miete zahlen. Solide, preisgünstige Wohnungen seien die beste Versicherung gegen abstürzende Immobilienkurse.

Die kleine Aktion „Mieter und Nachbarn der Deutschen Annington begrüßen ihre Aktionäre“ findet statt am Donnerstag, 30.4.2015 ab 9:30 Uhr vor dem Van der Valk Airporthotel, Am Hülserhof 57, Düsseldorf. Über Ihre Berichterstattung vor Ort würden wir uns freuen.

Die „kritischen Mieteraktionäre“ sind auch während der Hauptversammlung ansprechbar.